Die Melodie des Lebens finden
Ich bin auch in einigen Anti-Mobbing-Gruppen nun Mitglied. Und oft wird dort darüber diskutiert, ob Kinder, die gemobbt werden, bei sich etwas ändern müssen. Vorschläge gibt es in alle
Richtungen.
Meiner Erfahrung nach ist das schon so, dass es Kinder gibt die Mobbing und „Geärgert werden“ regelrecht anziehen, ABER es ist dann nicht zwangsläufig so, dass die Kinder dann Schuld daran sind,
dass sie schlecht behandelt werden. Wir dürfen nicht Tatsachen verdrehen, wer andere schlecht behandelt ist aktiv und trägt somit ganz gewiss auch eine Verantwortung, die man nicht leugnen
sollte. Leider ist das für betroffene Kinder (oder auch für gemobbte Erwachsene) oft sehr schwer zu ändern. Oft sind Kinder und Erwachsene, die gemobbt werden (nicht immer) Menschen, die in
irgendeiner Weise aus dem Rahmen fallen und sie müssen in einer Gemeinschaft leben in der gerade das "aus dem Rahmen fallen" als „so was muss gestraft werden" auf dem Plan steht. Oft stecken
tatsächlich auch unbewusste, übernommene Erziehungs-Konventionen dahinter denke ich, die die mobbenden Kinder eben auch so erfahren haben und dann stets weiter geben.
Ich weiß nicht sicher, wie man so etwas unterbrechen kann. Ich denke es braucht vor allem viel Geduld und Mut. Viel Mut auch von Erwachsenen solche "Konventionen" selbst zu durchbrechen, den
Kindern vorzuleben, dass jeder das Recht auf sein eigenes buntes Leben hat. So etwas ist allerdings auch für Lehrer in Schulen oft schwierig und wer ist schon "mutig" in einem System, das so
vieles vorschreibt, ein anderes „Ich“ zu zeigen als das was Gesellschafts-konform ist. Ich selbst kann ein Liedchen davon singen, wie das ist anders zu sein, hochsensibel, auf Dinge zu achten,
die andere nicht interessieren, auch mal unkonzentriert sein, nicht die neueste Mode anziehen, nicht in die Disko gehen. Das sind alles so Faktoren. Ich bin jetzt 51 und erst in den letzten
Jahren beginne ich mich so langsam selbst aus vielen Konventionen innerlich zu verabschieden.
Ich schreibe in meinem Blog darüber, wie das ist ein Leben zu führen, so wie das innere Gefühl es will. Ich weiß auch aus eigener Erfahrung wie das ist, wenn man in der wirtschaftsorientierten
Gesellschaft finanziell auf keinen grünen Zweig kommt, weil man anders ist. Eben weil ich das weiß, versuche ich meinen Kindern zu vermitteln, dass sie (auch wenn ich keine finanzielle Stabilität
vorleben kann) sich stets selbst leben dürfen und dass ich sie darin unterstütze. Das heißt nicht, dass sie nicht auch mal geärgert werden, leider. Je älter ich werde, desto krasser wird mir
bewusst wie sehr viele Menschen darin verstrickt sind, mit der Masse zu schwimmen statt sich selbst sein zu können. Es fühlt sich so an, als hätten sie keinen Zugang mehr zur natürlichen Melodie
des Lebens.
Möglicherweise können wir das nur ändern, indem wir ALLE (die das hier lesen) wieder uns trauen selbst langsam an der Melodie des Lebens teilzunehmen und den Kindern das als gelebtes Vorbild
geben. Es kann holprig sein zu Beginn, das streite ich nicht ab. Auch unseren Kindern wird das gewiss manchmal weh tun (weil die Konventionen ja noch da sind und die Gesellschafts- und
Wirtschaftsregeln nicht von alleine verschwinden). Aber wenn wir nicht irgendwo und irgendwie bei uns selbst beginnen, fürchte ich wird das nie was.
Ich kann Euch nur aufmuntern, habt MUT. Habt den Mut, die Melodie Eures Lebens wieder zu finden und danach zu leben so gut es geht. Hab den Mut es anderen vorzuleben und zu zeigen, dass es
funktionieren kann.